Die Familien Doyé und Faehndrich -
Hugenotten und lutheranische Christen



1 Die Verwandtschaft der Familien Doyé und Faehndrich

Beide Familien lebten in Brandenburg-Preussen und haben mehrfach ineinander eingeheiratet. Die Doyés sind 1686 aus dem heutigen Belgien als Hugenotten in Groß Ziethen eingewandert, die ersten Spuren der Familie Faehndrich finden sich etwa zur gleichen Zeit - 1676 - in Luckenwalde.

Jean Doyé, Tischlermeister aus Groß Ziethen und französisch-reformiert (Hugenot), heiratete in Eberswalde Dorothea Caroline Bildert, die lutheranischen Glaubens war. Die Kinder waren vom tiefen Glauben der Mutter beeindruckt, der älteste Sohn Friedrich Eduard Doyé wurde Pfarrer.
Die Genealogie des F. Eduard Doyé (mit vielen Bildern!) ist hier verlinkt -> .
Er hatte neun Kinder, die während seiner Predigerzeit in Luckenwalde dreifach in die Familie Faehndrich einheirateten:

Traugott Nathanael Doyé, später Königl. Konsistorialrat in Berlin, heiratete 1864
... Pauline Caroline Ottilie Faehndrich. Ein Jahr später heiratete sein Bruder
Johannes Polycarpus Doyé, Stabsarzt in Neu-Ruppin, in Berlin seine Frau
... Elisabeth Auguste Faehndrich.
F
ünf Jahre später, 1870, ehelichte die Schwester von Traugott und Johannes Doyé,
Elisabeth Johanna Doyé den Rittergutbesitzer
... Alfred Oskar Faehndrich in Alt-Ruppin, ein jüngerer Bruder von Pauline
und Elisabeth Faehndrich.Alfred Oskar Faehndrich
Drei Geschwister Doyé heirateten drei Geschwister Faehndrich.

Alfred O. Faehndrich ist mein Urgroßvater, der auch der „Pate“ meines 2. Vornamens ist. Mein Vater trug den zweiten Vornamen Traugott, der in der Sippe Doyé mehrmals vorkam und nicht bei den Vorfahren der Familie Faehndrich gebräuchlich war. Das alles zeigt eine enge Verbindung der beiden Familien, die durch die tragischen Ereignise des 2. Weltkriegs zerrissen wurde.

2 Die Glaubensgrundlage der Hugenotten nach oben

Die Reformation ist nicht nur mit Martin Luther verbunden. Neben ihm zeitgleich wirkten Huldrych Zwingli und Johannes Calvin, die den entscheidenden Einfluß auf die Lehre der Hugenotten hatten. Die Anhänger von Zwingli und Calvin setzten sich radikaler von der katholischen Kirche ab. Die konsequente Beachtung des 2. Gebotes führte zu schlichten Gotteshäusern, ohne Altar, denn es gab nichts zu opfern, aber einer Kanzel für die Predigt, die der wesentliche Teil des Gottesdienstes wurde (am 17.4.1717 wurde in Groß Ziethen verfügt, "dass die Predigten nur noch eine Stunde dauern durften").

3 Herkunft des Begriffs Hugenotten nach oben

Man nannte sie Hugenotten. Über Herkunft und Sinn des Begriffs »Hugenotten« schrieb der Vorsitzende der Gesellschaft für die Geschichte des Französischen Protestantismus, Pastor Lienhardt, 1992: Der Name hat sein ursprüngliches Geheimnis zum Teil bewahrt. Wie der Name ‚Christ’ war ‚Hugenot’ ursprünglich ein Schimpfwort. Aus einer Handschrift aus Périgueux, in der einstigen Guyenne in Südwest-Frankreich geht hervor, daß zum ersten Mal anno 1551 Bilderstürmer als ‚böse Hugenottenrasse’ bezeichnet wurden. Doch erst zehn Jahre später, 1560, verbreitete sich das Wort in der Stadt Tours an der Loire, um die im Entstehen begriffene protestantische Partei zu bezeichnen. Unerbittlichen Repressalien brachten den Verschwörern und Anhängern der neuen Religion einen Namen aus dem örtlichen Wortschatz, der soviel besagte wie ‚Teufelsbrut’, ‚suppôts de Satan’. Seither hießen sie Hugenotten. Inzwischen hat der Name seinen bösen Klang verloren. Die protestantische Partei legte sich den Namen zu, so daß er seither aufgrund der Geschichte die französischen Protestanten und ihre Nachkommen in aller Welt bezeichnet. Entgegen den in den Wörterbüchern vorzufindenden Erklärungen rührt der Name Hugenotte nicht vom allemanischen Eidgenossen her (französisch: iguenôts). Diese Auslegung sollte die Hugenotten als ‚Partei des Auslands’ diskriminieren. Andere hingegen wollten die Sache der Reformierten rechtfertigen, indem sie die Hugenotten als Anhänger des Gründers der französischen Dynastie, Hugo Capet, hochspielten. Faktisch sind diese gegensätzlichen Interpretationen ein späteres Gebilde.
[Lienhardt, Paul: Der Ursprung des Namens »Hugenot«, in: Die Hugenottenkirche, 45. Jg., Nr. 12, Dezember 1992, S. 46 f]

4 Das Kreuz der Hugenotten nach oben

Das Kreuz soll das Opfer Jesu Christi symbolisieren, die Taube bezeichnet die Gegenwart des heiligen Geistes. Ihre konfliktreiche Verbundenheit mit ihrem König und dem französischen Vaterland kommt in den Lilien zum Ausdruck, die die inneren Winkel des Kreuzes ausfüllen. Die Königslilien verdeutlichen zugleich, daß die geprüften Réfugiés trotz des ihnen zugefügten großen Leids den König in ihre Fürbitte mit einbeziehen und seine Sinnesänderung erhoffen. Die vier Herzen stehen für die Liebe Gottes, die in die vier Himmelsrichtungen ausstrahlt und alle Menschen auf dieser Welt umfaßt. Die auf die Kreuzesspitzen aufgesetzten Knospen sind als Sendboten des Evangeliums, als Lichtperlen zu verstehen, die ebenfalls in alle vier Himmelsrichtungen ausstrahlen und verkünden: „Das Licht scheint in der Finsternis" (Johannis-Evangelium 1, Vers 5).

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5 Die Chronik der Verfolgung der Hugenotten nach oben

1517 Luther veröffentlicht seine 95 Thesen
1517 bis Ende des 30-jährigen Krieges ist das sog. Zeitalter der Glaubensspaltung
1531 wird im Rheinland in Soest die Lehre von Luther verkündet.
1559 verabschieden die „Reformierten“ in Paris das Glaubenbekenntnis und die Kirchenordnung.
1562 Die Protestanten werden in einer Scheune (eigene Gotteshäuser waren verboten) während ihres Gottesdienstes überfallen. Die Bluttat von Vassy kennzeichnet den Beginn der acht Hugenottenkriege, die bis 1598 andauern.
1572 Katharina von Medici verheiratet ihre Tochter Margarete von Valois mit dem Calvinisten Heinrich von Navarra, was ein Zeichen für eine Versöhnung der Hugenotten mit den Katholiken sein soll. Nach den Hochzeitsfeierlichkeiten zu denen auch wichtige protestantische Adeligen geladen sind, werden in Paris 3000 Protestanten ermordet. Dieses Morden geht unter der Bezeichnung Bartholomäusnacht in die Geschichtsbücher ein. Auf dem Land sollen nach Schätzungen etwa 10 000 bis 30 000 Protestanten umgekommen sein.
1598 wird von König Heinrich IV. das Edikt von Nantes unterzeichnet, was das Zusammenleben der Katholiken und Protestanten regeln soll. Als Heinrich IV. 1610 ermordet wird, werden die Rechte der Protestanten wieder eingeschränkt (1650) und die sog. Dragonaden beginnen. Soldaten zerstören Kirchen und werden in protestantische Häuser einquartiert, um die Hugenotten „zu bekehren“.
1630 wird in Wasmes bei Mons en Haynaut, heute Belgien, François Doyé geboren, der Stammvater der Sippe der Doyé, die als französisch-reformierte Einwanderer nach Groß-Ziethen kommen.
1685 unterzeichnet Ludwig der XIV. das Edikt von Fontainebleau und die Protestanten verlieren alle ihre Rechte und müssen ihrem Glauben abschwören. Als Alternative zu den damals üblichen Galeerenstrafen bleibt ihnen die (illegale!) Auswanderung. Etwa 250.000 Protestanten verlassen Frankreich und wandern in die Schweiz, Holland und England aus. 50.000 davon wandern in die Gebiete des heutigen Deutschland aus und zwar vorzugsweise nach Hessen und Brandenburg-Preussen.
1685 am 29.Oktober wird das Edikt von Potsdam in Kraft gesetzt. Bereits seit 1661 hat der Große Kurfürst die Grenzen Brandenburg-Preussens für Glaubensflüchtlinge geöffnet. Zunächst sind es einzelne Familien, die dem Ruf folgen. In ihrer größten Not und Bedrängnis fördert Friedrich Wilhelm die Aufnahme der Hugenotten in seinem Lande durch das Edikt von Potsdam vom 29. Oktober 1685.
1686 erfolgt die erste Besiedlung von Groß und Klein Ziethen durch die Hugenotten aus dem heutigen Belgien (Wasmes bei Mons en Haynaut).

6 Die Aufnahme der Hugenotten in Preussen nach oben

Zunächst bezeichnete der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688) den „bedrengten Glaubensgenossen" die Wege, die sie einschlagen sollten. Sammelorte waren Amsterdam, Frankfurt am Main und Hamburg. Die Flüchtlinge aus den nördlichen Provinzen Frankreichs gingen nach Amsterdam. Dort wurden sie von dem Kurfürstlichen Gesandten von Diest und dem Kommissar Romswinckel in Empfang genommen, mit Lebensmitteln und Geldvorschüssen ausgestattet und zu Schiff nach Hamburg weitergeleitet. Von hier aus sorgte der Gesandte Gericke für ihren Weitertransport ins Brandenburgische. Unsere hugenottischen Vorfahren werden auch diesen Weg genommen haben. Sie kamen aus Wasmes du Mons - dem heutigen Belgien - und siedelten im brandenburgischen Ziethen.

Die Menschen aus den südlichen Provinzen Frankreichs folgten dem Ruf nach Frankfurt am Main. An diesem Sammelort wurden die Réfugiés von dem dortigen Residenten Matthieu Merian durch Rat und Tat unterstützt. Er sorgte zugleich für das Weiterkommen. Die Reise ging zunächst zu Schiff rheinabwärts ins Klevische und von dort aus auf dem Landweg nach Brandenburg. Der Landesherr schlug den Réfugiés in seinem Lande daraufhin Städte vor, die für die Ansiedlung als besonders geeignet angesehen wurden und befahl, „daß alsdann dieselben wohl aufgenommen, und zu allem dem zu, so ihren etablissement nöthig, ihnen aller Möglichkeit nach verholten werden soll". Zu ihnen gehörten in der Kurmark Brandenburg die Städte Stendal, Werben, Rathenow, Brandenburg und Frankfurt, und in dem Herzogtum Magdeburg die Städte Magdeburg, Halle und Calbe, wie auch in Preussen die Stadt Königsberg, „sowohl deßhalb weil daselbst sehr wolfeil zu leben als auch, wegen der allda sich befindenden facilität zur Nährung und Gewerb vor sie am bequemsten seyn werden". Jedoch war es den französischen Flüchtlingen ausdrücklich freigestellt, sich auch an anderen Orten niederzulassen.
[© Bild: http://www.preussen.de/de/geschichte/1640:kurfuerst_friedrich_wilhelm.html]

Alles was sie mitbrachten, konnte zollfrei eingeführt werden. Sie erhielten verfallene und verlassene Häuser zu erblichem Eigentum, soweit die Besitzer außerstande waren, diese wiederherzustellen. Die Besitzer wurden durch die kurfürstliche Regierung entschädigt. Baumaterialien erhielten die Hugenotten unentgeltlich. Des weiteren wurden sie bis auf die „Consumptions-Accise" (Verbrauchssteuer) von allen öffentlichen Lasten und Beschränkungen befreit. Für Neubauten wies man ihnen geeignete Baustellen mit den dazugehörigen Gärten, Wiesen etc. an und stellte die benötigten Baumaterialien zur Verfügung. In diesen Fällen genossen sie eine zehnjährige Abgabenfreiheit. Zu den Vergünstigungen gehörten des weiteren die freie Ausübung von Handel und Gewerbe in den Städten. Flüchtlinge, die sich auf dem Lande niederließen erhielten freie Äcker. Der französische und der preußische Adel wurden gleichgestellt, Witwen und Pensionäre finanziell abgesichert.

Entscheidend war jedoch, daß die Flüchtlinge ungehindert in Kolonien leben durften, daß sie nicht nur französische Pastoren anstellen konnten, sondern auch Lehrer die für die Erhaltung der französischen Muttersprache wirkten, und daß die Siedler auf privilegierten Inseln ihr Leben nach eigener Sitte, vom Staat geschützt, leben konnten. Auch wurde gewährleistet, daß sie französische Schiedsmänner anstellen konnten.

Um die Ausführung des Edikts und die verwaltungsmäßige Eingliederung der Réfugiés zu überwachen, wurde am 23. November 1685 in Berlin unter der Leitung des Oberhofmarschalls J. E. v. Grumbkow als erstem „Chef de la Nation" ein Kommissariat für die Französischen Angelegenheiten geschaffen. Bei dieser „Französischen Kommission" hatten sich die Einwanderer zu melden, hier wurden ihre persönlichen Verhältnisse überprüft und hier entschied man über ihre Unterbringung. Edelleute und Offiziere empfing der Große Kurfürst in der Regel selbst.

Was für die Ansiedlung nötig war, wurde den Réfugiés, wie bereits näher dargestellt, zur Verfügung gestellt. Die finanziellen Mittel dafür aufzubringen, bereitete der kurfürstlichen Verwaltung allerdings große Sorge. Keinesfalls war beabsichtigt, eine Steuer einzuführen, da sie nur Zwietracht zwischen den Einwanderern und den Einheimischen gesät hätte. Als jedoch auch die Gelder aus den freiwilligen Kollekten nicht mehr so reichlich flossen, sah sich der Große Kurfürst genötigt, unter dem 22. Januar 1686 eine Zwangskollekte auszuschreiben, „damit von allen und jeden Bürgern daselbst nach proportion ihres Vermögens etwa 8 Groschen biß zum Thaler zu obgedachten Behuff hergeben werde". Dabei ging er davon aus, daß seine Untertanen aus „Christlichen Mitleiden gegen diese arme bedrengte Leute" freiwillig Mittel zur Verfügung stellen würden.

Die Réfugiés hatten von ihrem neuen Landesherrn immerhin schon etwa 70.000 Thaler Unterstützung erhalten, die französischen Fabrikanten dem Staat zu ihrer Einführung etwa 100.000 Thaler gekostet. Deshalb leisteten auch die bereits in Brandenburg-Preussen ansässigen Franzosen, denen es gelungen war, ihr Vermögen wenigstens teilweise zu retten, ihren Landsleuten gegenüber tatkräftige Hilfe. Es waren ja die Ärmsten der Armen, die nun ins Land strömten. Durch kirchliche und private Hilfsaktionen wurde deren größte Not gelindert. So richtete man in Berlin Notunterkünfte her und stellte Brennholz, Strohsäcke und Decken bereit. Französische Offiziere, Beamte, Edelleute, die vom Kurfürsten eine Pension erhielten, aber auch Fabrikanten, Gewerbetreibende und Handwerker erlegten sich selbst eine Besteuerung auf. Zu diesem Zweck richteten sie die „Chambre du sol pour livres" ein. Die Gelder, die in diesen Fond flossen, kamen den mittellosen und alleinstehenden Glaubensflüchtlingen zugute.

Zahlreiche Réfugiés fanden in den französischen Betrieben bei freier Kost und Logis ein Unterkommen. Auf Vorschlag des Marquis de Venours wurde im Einvernehmen mit dem Französischen Konsistorium und dem Großen Kurfürsten für mittellos ankommende Flüchtlinge und für die alleinstehenden Damen am 1. Januar 1688 eine Stiftung ins Leben gerufen, die den Namen „Maison française de Charité" erhielt. Unter den Direktoren der „Französischen Kommission", E. v. Spanheim, E. v. Dankelmann, C. v. Dohna, E. v. Brand und C. F. v. Bartholdy entstand dann die „Französische Kolonie" mit ihrer Sonderstellung in Brandenburg Preußen. Bereits im Jahre 1685 war die Französisch-reformierte Gemeinde in Kleve gegründet worden. 1686 kamen die Kolonien in Brandenburg, Kagar, Emmerich, Frankfurt an der Oder, Halle, Königsberg, Köpenick, Magdeburg, Schwedt, Vierraden und Ziethen hinzu. Und im Jahre 1687 folgten die Kolonien Gramzow, Potzlow, Prenzlau, Stargard, Bergholz, Angermünde und Burg.

7 Bedeutung der Hugenotten für Brandenburg-Preussen nach oben

Die brandenburg-preussischen Herrscher haben den Réfugiés nicht nur aus religiösen Gründen ihre Hilfe angedeihen lassen, sondern auch, um ihrem eigenen Land in bevölkerungs- und wirtschaftspolitischer Hinsicht einen Vorteil zu verschaffen.
(„Ohne die religiösen Motive und die kirchliche Toleranz der preußischen Herrscher gering zu achten, kann man als Maxime ihres Vorgehens feststellen: Sie gewährten freie Religionsausübung und wirtschaftliche wie soziale Privilegien und erwarteten als Gegenleistung wirtschaftlichen Ertrag." Stefi Jersch-Wenzel)

Die in sie gesetzten Erwartungen wurden von den Réfugiés in hohem Maße erfüllt. Mit den Glaubensflüchtlingen kamen Menschen nach Brandenburg-Preussen, die in bestimmten Wirtschaftszweigen als Experten angesehen werden konnten. Auch in einigen hier noch unbekannten volkswirtschaftlichen Bereichen brachten sie ihre Fachkenntnisse und eine auf Wettbewerb ausgerichtete Wirtschaftsgesinnung ein. Auf diese Weise verstärkten sie die Wirtschaft, entwickelten einige Zweige weiter und belebten insbesondere den Handel und das Gewerbe dieses Landes.

8 Die Hugenotten in Groß- und Klein Ziethen nach oben
[1686-1986 Die Hugenotten in den Dörfern Groß und Klein Ziethen, 1989,
Eigenverlag des frz.-ref. Pfarrsprengels Groß Ziethen]

Diese beiden Dörfer waren durch die Folgen des 30-jährigen Krieges fast völlig zerstört und entvölkert. 1653 gab es noch einen Kossät [Bauer mit gepachtetem Haus und etwas Ackerand, musste Hand- und Spanndienste sowie Pachtzinsen leisten] in Groß-Ziethen [Enders, Historisches Ortslexikon].
Die Einwanderung der Hugenotten erfolgte in vier Einwanderungswellen von jeweils fünf bis zehn Familien: 1686/87, 1695, 1697/98 und 1700. Es ist ein Brief des ersten Pfarrers Jean Regnier vom August 1686 überliefert worin er schildert, dass 74 Réfugiés in Groß Ziethen in großer Armut lebten. Viele der eingewanderten Familien zogen wegen der schlechten Lebensverhältnisse weiter.

Die ersten 100 Jahre waren gekennzeichnet vom mühsamen Aufbau der Dörfer und der Verteidigung der Rechte um die Freiheit von der Leibeigenschaft, der Befreiung von den Frondiensten und der weiteren zugesagten Privilegien der Hugenotten (z.B. Hüterechte) gegenüber dem Amt von Chorin, die immer wieder gerichtlich bestätigt werden mussten.

Anfangs haben die Ziethener untereinander geheiratet, so dass vermehrt blinde Kinder geboren wurden. In dem Flurplan von 1700 finden sich die Besitzer der Höfe wieder, deren Kinder laut Ahnentafel der Doyés geheiratet haben.

Das Ende der französische Zeit bei den französisch-reformierten Gemeinden begann im Januar 1801 als die erste Predigt in deutscher Sprache gehalten wurde und vollzog sich rasch. 1804 wurden nur noch die Lieder in französischer Sprache gesungen. Neun Jahre später (127 Jahre und damit etwa sechs Generationen nach der Einwanderung) wurden die Gottesdienste gänzlich in der Landessprache gehalten.

Die Rivalität zwischen den beiden Dörfern war in vielen Angelegenheiten präsent. Als es um die Wahl eines neuen Pfarrers im Jahre 1892 ging, war es eine Ehrensache der beiden Dörfer jeweils gegen den Vorschlag des anderen Dorfes zu stimmen. Da man sich nicht einigen konnte, schickte der Konsistorialrat Traugott Nathanael Doyé seinen Sohn Traugott Eduard (*1865), der von 1892 bis 1935 Pfarrer für die Ziethener Dörfer war. Gegen diese Entscheidung konnte nun keines der beiden Dörfer etwas einwenden.

9 Groß und Klein Ziethen heute nach oben

Im Mai 2002 haben wir den kleinen Ort in der Uckermark besucht. Auf dem stark veränderten Friedhof war der Gedenkstein für Traugott Eduard Doyé noch im zentralen Bereich aufgestellt.
Die Kirche von Groß Ziethen war nicht geöffnet und wir konnten die Pfarrerin nicht antreffen. Einige Bilder zeigen unseren aktuellen Eindruck.



Dorfstraße Groß Ziethen

Stein Traugott Doyé

Bild nachbearbeitet

der Eingang

Blick nach draußen

Licht bringt Farbe

Kirchenklinke

der Kirchhof

Die frz.-ref. Kirche


Schöne Bilder der Kirche und ihres Innenraums findet man auf dieser website.

In Klein Ziethen erinnerte man sich bei unserer Nachfrage noch an den "ollen Doje" (gesprochen "Deue" wie "Neue"...), aber die dortige Kirche schien wenig genutzt.

Ziethen - zwei kleine Dörfer in der Uckermark, 17 km vor der polnischen Grenze: 
es gibt sie noch heute, 320 Jahre nach der Besiedelung durch unsere Hugenotten-Vorfahren Doyé.



Kirche in Klein Ziethen

Dorfstraße in Klein Z.

die Wetterfahne der Kirche

Kirchenfenster

ein Scharnier

Gottesdienst am
29.3. um 9 Uhr

Letzte Änderung 12.04.04